Der zum zweiten Mal durchgeführte Dialoganlass zum SNBS-Infrastruktur bestätigte das grosse Interesse der Fachwelt am Standard. Drei Referate beleuchteten ganz unterschiedlich gelagerte Anwendungsbeispiele und belegten so dessen breite Funktionalität. Besonders wertvoll waren der Austausch unter den Teilnehmenden und die Rückmeldungen für die anstehende Weiterentwicklung des Standards. Auch daher wird der Dialog weitergeführt, der nächste Anlass findet am 20. Mai 2025 statt.
Der SNBS-Infrastruktur nimmt eindeutig Fahrt auf und gilt mittlerweile gerade bei Auftraggebern der öffentlichen Hand als unverzichtbares Instrument. Denn mit ihm lässt sich nicht nur die Nachhaltigkeit von Projekten umfassend beurteilen, seine Anwendung führt auch auf breiter Front zu Optimierungen. Dass dies weitgehend unabhängig von der Projektart gilt, zeigten die am Dialoganlass vorgestellten Projekte.
Zum einen handelte es sich um das höchst komplexe Entwicklungsprojekt WILWEST, bei dem neben dem SNBS-Infrastruktur auch der SNBS-Areal zur Anwendung gelangte. Nachdem das Projekt aufgrund seiner als ungenügend erachteten Nachhaltigkeit politisch auf Hindernisse gestossen war, wurde es mithilfe der SNBS akribisch überprüft. Aus den so eruierten Nachhaltigkeitspotenzialen wurden Optimierungsmassnahmen abgeleitet und in einer Gesamtbetrachtung bezüglich ihres Nutzens beurteilt. Die daraus beschlossenen Massnahmen können nun faktenbasiert kommuniziert werden, was die weitere Diskussion stark versachlichen wird.
Beim Hochwasserschutz und der Revitalisierung des Flusses Wiese im Kanton Basel-Stadt geht es um ein ganz anders gelagertes Projekt. Hier galt es, so unterschiedliche Interessen wie den Schutz des Trinkwassers, die Qualität des Naherholungsgebiets oder eine optimierte Transportlogistik in einem binationalen Perimeter zu optimieren, betrifft das Projekt doch auch Bereiche auf deutschem Hoheitsgebiet. Wie die Zuständigen betonten, lohnte sich die Beurteilung mit dem SNBS-Infrastruktur, weil dabei auch Fragen behandelt wurden, die erst überhaupt aufgrund der Anwendung des Standards auftauchten. Im Rückblick wünschten sie sich, dass der SNBS-Infrastruktur bereits viel früher im Projekt angewendet worden wäre, weil seine Hebelwirkung in den späteren Phasen geringer ausfällt.
Das dritte Referat behandelte vor allem Zielkonflikte im urbanen Umfeld. Aus der vertieften Beschäftigung mit Fragen der Nachhaltigkeit eruierte das Tiefbauamt der Stadt Bern 160 konkrete Massnahmen, mit denen es einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Allerdings ist die Umsetzung dieser Massnahmen nicht immer einfach, denn es sind auch die vielfältigen Ansprüche und Erwartungen der Bevölkerung mit einzubeziehen, die in vielen Fällen zu Zielkonflikten führen. Zur Lösung solcher Konflikte fordert das Tiefbauamt, dass Einwände seriös begründet werden müssen, wenn sie gelten sollen.
Der letzte Teil des Dialoganlasses galt der Diskussion, dem Einholen von Rückmeldungen aus der Praxis und einem Ausblick auf die kommenden Weiterentwicklungen. Die Meldungen aus dem Publikum waren dabei zum Teil kontrovers. So vermissten einige eine objektive Quantifizierung der Indikatoren, während andere gerade den qualitativen Ansatz lobten. Stephan Wüthrich, der Technische Sekretär des SNBS-Infrastruktur, informierte abschliessend über die angestossene Weiterentwicklung zur Version 1.1 sowie die Überlegungen zu einer stärker überarbeiteten Version 2.0. Die am Anlass geäusserten Anregungen fliessen selbstredend in die weiteren Entwicklungen mit ein, denn die Rückmeldungen aus der Praxis sind der wertvollste Erfahrungsgewinn.