Herausforderung |
Im Zuge der Instandsetzung wurden drei Flachdächer extensiv begrünt. An einem der unbeheizten Gebäude wurden vier verschiedene Systeme zur Fassadenbegrünungen realisiert. Sie dienen auch als Musterlösungen für Bauherrschaften, die ihr Gebäude begrünen und damit in Zeiten des Klimawandels besser vor Überhitzung schützen wollen. |
Lösung |
Im Zuge der Instandsetzung wurden drei Flachdächer extensiv begrünt. An einem der unbeheizten Gebäude wurden vier verschiedene Systeme zur Fassadenbegrünungen realisiert. Sie dienen auch als Musterlösungen für Bauherrschaften, die ihr Gebäude begrünen und damit in Zeiten des Klimawandels besser vor Überhitzung schützen wollen. |
Vorgehen |
Dachbegrünung Die Flachdächer aller drei Gebäude wurden extensiv begrünt. Aufgrund der Statik war die Substratdicke generell auf 10 cm beschränkt. Direkt über tragenden Wänden konnten aber bis max. 25 cm ausgebracht werden. So präsentieren sich die Dächer als leicht modellierte Landschaft. Sie werden zusätzlich gegliedert durch Steinhaufen und Altholz. Angesät wurde mit der Zürcher Dachkräutermischung von Grün Stadt Zürich.
Fassadenbegrünungen Es wurden folgende vier Systeme realisiert:
- Als einfachstes, klassisches und kostengünstiges System wurde die bodengebundene Fassadenbegrünung gewählt. Bei ihr ranken sich im anstehenden Erdreich gepflanzte Kletterpflanzen entlang von Stahlseilen an der Fassade empor. Im Fall der Stadtgärtnerei wurden nicht die üblichen Arten wie Knöterich oder wilder Wein genutzt, sondern Nutzpflanzen wie Kiwi, Brombeere und Weinreben. Die bodengebundene Begrünung kommt ohne automatische Bewässerung aus.
- Das leichteste, aber aufwändigste System ist die vorgehängte, hinterlüftete grüne Fassade. Auf Trägerplatten ist ein Trägervlies mit substratgefüllten Taschen aufgebracht, in denen die Pflanzen wachsen. Hier kommen nur ausgewählte Arten infrage, die mit minimalem Wurzelraum auskommen. Dieses System hat eine automatische Bewässerung.
- Ein weiteres fassadengebundenes System besteht aus Modulen mit vertikaler Wuchsebene. Hier werden Platten mit übereinanderliegenden Lamellen montiert. In diesen Lamellen befindet sich das Substrat, in dem die Pflanzen wurzeln. Auch die Bewässerung ist hier installiert.
- Als letztes, ebenfalls wandgebundenes System dienen horizontale Pflanzgefässe, die beispielsweise auf bestehende Fassadenvorsprüngen abgestellt werden. Die Pflanzgefässe haben den Vorteil, dass sie mehr Wurzelraum bieten als die beiden anderen fassadengebundenen Systeme. Deshalb ist das Spektrum an geeigneten Pflanzen bei ihnen viel grösser. Es können auch kletternde und nicht kletternde Pflanzen kombiniert werden. Ausserdem sind solche Gefässe einfacher zu bepflanzen und zu unterhalten. Die Stadtgärtnerei experimentiert mit vielen einheimischen Arten, um Erfahrungen zu erhalten.
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Nutzen / Wirkung der Lösung |
- Die vielfältige, standortgerechte Begrünung und die geschaffenen Kleinstrukturen fördern die Biodiversität. Sie werden von Insekten, Vögeln und Kleinreptilien als Lebensraum und Nahrungsquelle genutzt.
- Durch die Verdunstungskühlung der Pflanzen und die Verschattung der Fassaden bleibt das Gebäude im Sommer kühler. Das ist besonders hinsichtlich des Klimawandels sinnvoll.Mit den Begrünungen wurden Anschauungsbeispiele für Bauherrschaften und Architekten geschaffen.
- Die Fassadenbegrünungen dienen Grün Stadt Zürich auch als Testflächen zum Sammeln von Erfahrungen bezüglich Pflanzenauswahl, Unterhalt und Betrieb.
- Im Projekt konnten viele, bisher noch nicht verwendete einheimische Arten eingesetzt werden. Dadurch verbreiterte sich das von der Stadt Zürich genutzte Artenspektrum für Begrünungen an Gebäuden deutlich.
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Besonderheiten, Erfolgsfaktoren |
- Es handelt sich um eine Demonstrationsanlage, bei der verschiedene Vertikalbegrünungssysteme direkt verglichen werden können.
- Die Eigentümerin verlangte explizit eine Vertikalbegrünung und war auch bereit, zusätzliche Investitionen zu tragen resp. den erforderlichen Pflegeaufwand zu leisten.
- Die Anlage ist öffentlich zugänglich, aber nicht exponiert. Das ist für eine Demonstrationsanlage optimal, weil so auch mit einem gewissen (biologischen und ästhetischen) Risiko geplant werden kann.
- Wichtig war die gute Zusammenarbeit mit Spezialisten, besonders mit dem Landschaftsarchitekten, der über einschlägige Vorkenntnisse verfügte.
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Kosten |
- Preisniveau der verschiedenen Begrünungsarten:
- Extensive Dachbegrünung: 45 Fr./m2Bodengebundene Fassadenbegrünung: 800 Fr./m²
- Wandgebundenes System mit Vliestaschen: 1900 Fr./m²
- Wandgebundenes System mit Lamellen: 2800 Fr./m²
- Regalsystem mit Pflanzgefässen: 1200 Fr./m²
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Erkenntnisse |
- Von den vier Systemen hat sich das bodengebundene am kontinuierlichsten entwickelt. Die Bewässerungssysteme der wandgebundenen Begrünungen sind störungsanfällig.
- Die Pflege und der Schnitt der Pflanzen unterscheiden sich von konventionellen Gärtnerarbeiten, hier muss über den Hersteller Know-how für den Unterhalt aufgebaut werden.
- Die Pflanzenauswahl sollte mit Bedacht getroffen werden. Oft sind die altbewährten Kletterpflanzen doch am besten geeignet.
- Es braucht viel Geduld, bis sich das «geplante» Bild (soweit dies überhaupt möglich ist) dauerhaft einstellt.
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Dokumentation |
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Kontakt |
Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Fachstelle nachhaltiges Bauen, Amtshaus III, Lindenhofstrasse 21, 8021 Zürich |