Veranstaltungsarchiv

Hier finden Sie Informationen aus vergangenen Veranstaltungen zum nachhaltigen Bauen.

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Schweizer Bauforum 2021: Menschenzentriert und zukunftsfähig bauen

Wie kann man so bauen, dass die Menschen dabei im Zentrum stehen? Indem man sie von Anfang an in die Planung einbezieht – so der Tenor am 4. Schweizer Bauforum. Dieses fand am 17. November 2021 als hybride Veranstaltung für Bau- und Immobilienfachleute in der Suurstoffi in Rotkreuz oder vor dem Bildschirm statt.

Das von der Hochschule Luzern HSLU und dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS organisierte Schweizer Bauforum 2021 fand in der Suurstoffi in Rotkreuz statt. (Foto: HSLU)

Wenn ein Neubau fertig ist, aber alle Beteiligten unzufrieden sind, liegt das an der Bauplanung und -durchführung. Verschiedene Referentinnen und Referenten zeigten auf, dass menschenzentriertes Bauen nur gelingt, wenn die Bedürfnisse der Betroffenen von Anfang an abgefragt werden. Christine Steiner Bächi von KOS PartnerInnen GmbH formulierte die wichtigsten Aspekte: «Zuhören, klären, diskutieren, präsentieren und festlegen.» Dieses Mantra gelte für alle Phasen von der Planung und den Vorstudien über die Projektierung und Ausschreibung bis hin zur Realisierung.

Flexible Gebäude und lebenswerte Quartiere

Marie Glaser, Leiterin des Wohnforums der ETH Zürich, wies darauf hin, dass sich die Ansprüche an Wohnräume immer wieder ändern, während die Gebäude einen Lebenszyklus von 80 oder mehr Jahren haben. Um heute Wohnungen zu planen, die für die Dauer ihres ganzen Lebenszyklus attraktiv sind, müssen sie mit flexiblen Grundrissen auf veränderte Ansprüche reagieren können. Ein Mix aus privat und gemeinschaftlich genutzten Räumen kann dies gemäss Glaser am besten leisten.

In einem lebenswerten Quartier muss vor allem der öffentliche Raum attraktiv sein, hat Sabrina Contratto, Architektin und Gründerin der CONT-S GmbH, immer wieder festgestellt. Sie plädiert dafür, in sogenannten «10-Minute-Neighbourhoods» zu denken. Gemeint ist damit, dass etwa 10 000 Menschen in einem Radius von rund 800 Metern respektive circa zehn Fussminuten wohnen, arbeiten und leben. Städte müssten so geplant werden, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in diesem Radius alle Bedürfnisse befriedigen können, forderte Contratto.

Die Referierenden gingen in ihren Beiträgen der Frage nach, wie der Mensch beim Bauen ins Zentrum gestellt werden kann. (Foto: HSLU)

Besserer Wohnkomfort in Innenräumen

Ein Innenraum kann nur angenehm sein, wenn die Bewohner nicht krank werden. «Eine Investition in die Luftqualität zahlt sich immer aus», betonte Roger Waeber, Leiter der Fachstelle Wohngifte im Bundesamt für Gesundheit BAG. Ansonsten sinke die Leistungsfähigkeit der Bewohnenden und diese würden mittelfristig krank werden. Gemäss Waeber denken nur 40 Prozent der Planenden bei der Auswahl der Materialien an diesen Aspekt. Zu den aktuellen Diskussionen um das Lüften von Schulzimmern wegen der Coronapandemie äusserte er eine klare Meinung: «Man hätte schon immer besser lüften sollen in Schulzimmern.»

Gebäude können für die Nutzenden nur gesünder werden, wenn die Raumluft auch feuchter wird, argumentierte Oliver Zimmermann, CEO der Condair Group. «Die relative Luftfeuchtigkeit hat entscheidende Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungspotenzial», sagte er. Auf die Innenraumqualität wirkten auch physische, psychosoziale, physikalische und chemische Einflüsse, ergänzte Reto Fritschi, Consultant bei Amstein+Walthert AG.

In der Pause nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Debattieren und Networken. (Foto: HSLU)

Markus Koschenz, Dozent am Institut für Gebäudetechnik und Energie IGE der Hochschule Luzern, wies darauf hin, dass die heisser werdenden Sommer und die damit einhergehenden höheren Raumtemperaturen zu einer Herausforderung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzenden werden. Eine Lösung insbesondere für ältere Menschen könnte eine Bettenkühlung sein. «Solche Kühlungen werden vor allem dort wichtig, wo man die Fenster in der Nacht nicht öffnen kann», führte Koschenz aus.

Thiébaut Parent, Senior Consultant von Drees & Sommer, stellte Materialien vor, die nicht nur die Raumakustik verbessern, sondern auch nachhaltig sind. Sie entsprechen dem Cradle-to-Cradle-Konzept («Von der Wiege zur Wiege»). Es fordert, dass alle verwendeten Stoffe in einem Kreislauf geführt werden sollen, also wiederverwendbar sind.

Gesunde Arbeitsplätze gefordert

Gesundheit beginnt aber schon beim Bauen selbst. Yvonne Straub, Expertin Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Suva, zeigte mit drastischen Beispielen, dass die Gesundheit der Arbeitenden auf der Baustelle massiv gefährdet wird. «Ergonomie ist kein ‘nice to have’, sondern eine Pflicht der Arbeitgeber», stellte Straub klar. Das gelte auch für andere Arbeitsplätze, die oft ungenügend seien, wie Straub am Beispiel des Pflegepersonals und der Getränkelogistiker zeigte.

Gesünderes Arbeiten lässt sich durch die richtigen Massnahmen auch in Briefverteilzentren ermöglichen. In einem Forschungsprojekt hat Reto Häfliger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Integrale Gebäudetechnik der Hochschule Luzern, die dortigen Lichtverhältnisse untersucht. Mit dem Einsatz von LED-Lampen konnte er die Bedingungen so verbessern, dass die Augen der Mitarbeitenden beim Entziffern schwer lesbarer Etiketten weniger ermüdeten.

 

Links

Veranstaltungsbericht Hochschule Luzern HSLU

Veranstaltungsbericht swiss-architects.com

Referate

10-Minute Neighbourhood – Kurze Wege sind die Zukunft (Link)
Sabrina Contratto, CONT-S GmbH

Klimaanpassung von Neu-, Um- und bestehenden Wohnbauten – effiziente Kühlkonzepte (PDF)
Markus Koschenz, Hochschule Luzern HSLU

Innenraumqualität: eine ganzheitliche Perspektive (PDF)
Reto Fritschi, Amstein + Walthert

Wie wir in Zukunft wohnen und arbeiten – und was es dazu braucht (PDF)
Dr. Marie Glaser, ETH Wohnforum

Licht für die Briefverteilzentren – Fokus Mensch (PDF)
Reto Häfliger, Hochschule Luzern HSLU

Kreislauffähige Ansätze für die Raumakustik (PDF)
Thiébaud Parent, Drees & Sommer

Bedarf und Bedürfnisse – wir bauen für Menschen (PDF)
Christine Steiner Bächi, KOS

Prävention von muskuloskelettalen Erkrankungen dank baulichen Massnahmen (PDF)
Yvonne Straub, SUVA

Gute Raumluftqualität: Essenziell für Gesundheit und Leistungsfähigkeit (PDF)
Roger Waeber, Bundesamt für Gesundheit BAG

Gebäude gesünder machen (PDF)
Oliver Zimmarmann, Condair Group

 

Poster

Schweizer Umwelt-Etikette (PDF)
Schweizer Stiftung Farbe

Modulare Gebäudetechnik (PDF)
Dresohn

Gesamtsanierung eines Schutzobjekts (PDF)
Porr Suisse AG

Informationsplattform für Gebäudeschutz vor Naturgefahren (PDF)
Vereinigung kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG)

Gebäudesanierung & Radonschutz (PDF)
ingna GmbH

Do-it-yourself, low-cost building monitoring system (PDF)
Hochschule Luzern HSLU

Projektentwicklung ist Beteiligung (PDF)
Urbane Dörfer

Wirkungsvolle Nutzerkommunikation (PDF)
intep

Schaumglas Wärmedämmung (PDF)
Foamglas

SNBS Hochbau: 7 gute Gründe sprechen für ihn (PDF)
Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS

Energiesystem Suurstoffi (PDF)
ZugEstates

Holcim Susteno – der erste ressourcenschonende Zement der Schweiz (PDF)
Holcim

Stromverbrauch der Gebäudeautomation: eine Fallstudie (PDF)
Hochschule Luzern HSLU

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