Zwischen Kreislauf und Kosten – ein Spannungsfeld mit Potential?
Sie arbeiten seit vielen Jahren im Bereich nachhaltiges Bauen. Was hat sich in dieser Zeit am meisten verändert und was stimmt Sie optimistisch?
Früher mussten wir allen erklären, warum der Blick auf die Nachhaltigkeit im Bauen wichtig ist. Es gab viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Zudem wurde unter nachhaltigem Bauen sehr oft der energiebezogene oder ökologische Teil verstanden und insbesondere die soziale Dimension ausgeklammert. Heute sind die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit eine gängige Betrachtungsweise. Positiv stimmt mich, dass diese breite Verankerung und das entsprechende Bewusstsein gelungen sind. Trotzdem gibt es noch viel zu tun.
Ihr Referat heisst «Zwischen Kreislauf und Kosten – ein Spannungsfeld mit Potenzial?». Wo sehen Sie in diesem Spannungsfeld Chancen für gute Lösungen?
Komplexe Anforderungen und Zielkonflikte bedingen freies Denken und Erfindergeist, um auf Lösungen zu kommen. Es braucht auch Mut, etwas wegzulassen oder Grenzen auszuloten. Zudem benötigen wir Beteiligte, die bereit sind, neue Wege zu gehen, sich auf ungewöhnliche Ansätze einzulassen und Prioritäten zu setzen. Interdisziplinäres Denken und Handeln bereits ab der Projektidee sind eine wichtige Basis.
Wenn Sie nach vorne schauen: Welche Veränderungen wünschen Sie sich, damit nachhaltiges Bauen in der Schweiz bald selbstverständlich wird?
Damit wir wirklich einen Schritt weiterkommen, braucht es Einfachheit und Bescheidenheit. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass uns dieser Blick gelingt und wir wieder mehr auf den Ansatz «weniger ist mehr» (Bauhaus) fokussieren und dafür einstehen.
Das Interview wurde geführt durch die Hochschule Luzern mit Christine Steiner Bächi, Partnerin, KOS PartnerInnen GmbH